| Der Stille Portier ist eine feste Einrichtung im Eingangsbereich von vielen Berliner Altbauten. Er informiert die Eintretenden darüber, in welchem Teil des Hauses (Vorderhaus, Hinterhaus, Seitenflügel, Aufgang links/rechts) und auf welchem Stockwerk Mieter zu finden sind. Im oberen Bereich des Stillen Portiers werden meistens der Hauseigentümer bzw. die Hausverwaltung aufgeführt. In einigen Fällen stehen in einem gesonderten Teil Angaben über die nächste Polizei- und Feuerwache. Bei diesem Stillen Portier geht es weder um ein Haus noch um Lebende, sondern um den Tod. | |
| | | Zu sehen sind: mein Großvater Joseph, der 1939 aus Verzweifelung vor der sich zuspitzenden Situation Selbstmord beging. meine Großmutter Rosa, die 1942 in Treblinka vergast wurde. meine Tante Ilse, die 1941 in Kulmhof in einem Lastwagen vergast wurde. die erste Frau meines Vaters, Marianne, die nach einem Schauprozess 1943 in Prag hingerichtet wurde, weil sie Juden zur Flucht aus Prag verhalf. mein Onkel Arnos, der 1944 in Auschwitz vergast wurde und meine Tante Olga, die 1944 in Auschwitz vergast wurde. Anstatt eines Hauseigentümers ist die Rampe von Auschwitz-Birkenau zu sehen, und anstatt Angaben über die Polizei- und Feuerwachen, ein Zugfahrplan des Todes. David und Lilly sind die Groß- und Urenkel dieser ermordeten Personen. Ronnie Golz im Februar 2001 | |