Halte inne! - Das Haltestellen-Projekt

Auf dem Grundstück Kurfürstenstrasse 115/116, auf dem heute das Hotel "Sylter Hof" steht, erbaut der jüdische "Brüderverein" 1908-1910 ein repräsentätives Vereins- und Wohnhaus. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich in diesem Gebäude das von Adolf Eichmann geleitete "Judenreferat" IV B 4.

Das "Judenreferat" war eine Dienststelle des 1939 gegründeten "Reichssicherheitshauptamtes" (RSHA), in dem die "Sicherheitspolizei" (Geheime Staatspolizei, Kriminalpolizei) und der "Sicherheitsdienst" (SD) der SS zusammengefasst wurden. Eichmanns Referat bediente sich im Schriftverkehr in der Regel der offiziellen Adresse des RSHA: Berlin SW 11, Prinz-Albrecht-Straße 8.

Seit 1935 war Eichmann mit der "jüdischen Auswanderung" befasst. Seit 1938 (Wien) und 1939 (Berlin) in leitenden Funktionen. Ab 1941 galt seine Tätigkeit nicht mehr der Vertreibung, sondern der Vernichtung aller Juden im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich.

Eichmann war ein typischer "Schreibtischtäter". Sein Referat in der Kurfürstenstrasse 115/116 übernahm seit dem Herbst 1941 die zentrale Organisation sämtlicher Deportationen der Juden aus Deutschland und den besetzten Ländern Europas. Es koordinierte die Durchführung der Transporte mit der Reichsbahn und den jeweils zuständigen Polizeistellen. Die Deportation führten zunächst in die neueingerichteten Ghettos im Osten, ab 1942 nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager.
Bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wurden etwa sechs Millionen Juden ­ Männer, Frauen und Kinder ­ ermordet.
       
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